Das Rütli Lied
von Franz Joseph Greith |
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Von ferne sei herzlich gegrüsset,
Du stilles Gelände am See,
Wo spielend die Welle zerfliesset,
Genähret vom ewigen Schnee. |
Gepriesen sei, friedliche Stätte,
Gegrüsset, du heiliges Land,
Wo sprengten der Sklaverei Kette
Die Väter mit mächtiger Hand. |
Da blickten in nächtlicher Stille
Sie jammernd auf Vaterlands Noth,
Und sahen wie Jammer die Fülle
Vollbringe der Willkühr Gebot. |
Nur trauernd hinglänzten die Sterne
Auf Berge und sumpfiges Ried,
Verstummet war nahe und ferne
Des Kühers erfreuliches Lied. |
Dort stöhnte des Tapferen Stimme
Tief unten im grausen Verliess.
Dem bübisch im lüsternen Grimme
Der Zwingherr die Gattin entriss.
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Dort weinten und seufzten die Waisen,
Sie hatten die Mutter nicht mehr,
Sie lag beim Tyrannen in Eisen,
Den Vater durchbohrte der Speer.
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Es nannte die heimische Heerde
Nur leise der Hirte noch sein;
Denn wüsst`es der Zwingherr, er würde
Gleich sagen, die Heerde ist mein. |
Hier standen die Väter zusammen
Für Freiheit und heimisches Gut,
Und schwuren beim heiligsten Namen,
Zu stürzen die Zwingherrenbrut.
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Der Schimmer der Sterne erhellte
Nur düster die schlummernde Flur,
Als rächend zum Himmelsgezelte
Entschwebte der heilige Schwur.
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Und Gott, der Allgütige, nickte
Gedeihen zum heiligen Schwur;
Sein Arm die Tyrannen erdrückte,
Und frei war die heimische Flur. |
Drum, Rütli, sei freundlich gegrüsst;
Dein Name wird nimmer vergehn,
So lange der Rhein uns noch fliesset,
So lange die Alpen bestehn. |
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